Am Mittwochabend sorgte der Reggaekünstler Alborosie für jamaikanische Sonnenstrahlen im verregneten Schaffhausen. Eine Konzertkritik von Luc Hardmeier.
Foto: Alborosie in der Kammgarn. Bericht: Luc Hardmeier. Foto: Michael Kessler.
Es war zunächst ein nasser und kalter Abend in Schaffhausen, der aber schon bald eine unerwartete Wendung nahm. Am Mittwochabend machte der gebürtige Sizilianer Alberto D’Ascola einen Tourstopp in der Kammgarn. Unter dem Künstlernamen Alborosie hat er sein neustes Album «Destiny» im Gepäck dabei. Mit verspiegelter Sonnenbrille und unendlich langen Rastas betrat er die Bühne und wurde von seiner sechsköpfigen Band «Shengen Clan» dabei unterstützt. Vor gut 250 Gästen startete er mit gemütlichem Dub, Reggae und Rocksteady. Es war fast ein bisschen, als hätte man sich auf ein Sofa am Sonntagabend zum Chillen hingesetzt und würde allen Stress und alle Sorgen hinter sich lassen. Alborosie schaffte es gekonnt, den Sofa-Dub im Verlaufe des Abends in einen heiss zischenden Reggae-Vulkan umzuwandeln. Die Musik steigerte ihr Tempo und mischte sich mit Dancehall und weiteren Elementen. Seine anfangs sanfte Stimme wurde rauer und lauter. Den Party-Zeigefinger erhob er inflationär vor dem Publikum und liess sie nicht nur mitsingen, sondern animierte sie auch zum Tanz im brodelnden Hexenkessel. «Do you want more Reggaemusic?», wollte er wissen und das Publikum feierte ihn dafür. Natürlich durften seine Hits wie «Kingston Town» und «Herbalist» nicht fehlen, welche er überraschend früh zum Besten gab. Die verregnete Munotstadt wurde mit den warmen Sonnenstrahlen Jamaikas geflutet und verwandelte sich für einige Stunden in eine karibische Insel mit Sandstrand, Meeresrauschen und Palmen, welche im Offbeattakt mitwippten. Geschickte mischte Alborosie seine Songs mit bekannten Coverliedern auf. So erklang beispielsweise eine eigene Version von «Here Comes The Hotstepper» oder «Murder She Wrote». Alborosie erzählte kaum etwas zu den Songs, sondern reihte einen Knaller an den nächsten. Schön war zu sehen, dass im 2. Teil der Show auch die Backgroundsängerinnen zentrale Bühnenpräsenz bekamen und den Frontmann für einen Moment ablösten. Alborosie trat sodann respektvoll an den Bühnenrand und später unterstützte er sie, indem er seine langen Rastas wie ein Lasso im Takt mitschwang und das Publikum damit zum Mitfeiern animierte. Die Bühne war meist in rote und gelbe Farben getüncht, was zusätzlich zum karibischen Feeling beitrug. Der Auftritt war mitreissend und energievoll. Etwas überraschend verschwand Alborosie jedoch schon nach nur knapp einer Stunde Show von der Bühne. Er liess sich jedoch nochmals für ein paar Songs als Zugabe aus dem Backstage locken. Diesmal sogar ohne Sonnenbrille. Wer nach dem Konzert noch nicht müde war, durfte im Anschluss bei den Partyvibes von Real Rock Sound noch kräftig das Tanzbein schwingen.
Von Luc Hardmeier. Erschienen in der Zeitung „Schaffhauser Nachrichten“ am 6. Juni 2025.