Der Hüftschwung von Elvis – Die Songs von Britney Spears

Am Samstagabend erweckten „The Baseballs“ vor 800 Gästen im Schaffhauser Club „Kammgarn“ den Rock’n’Roll erneut zum Leben. Eine Konzertkritik von Hermann-Luc Hardmeier.

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Bild: Die Baseballs brachten das Publikum in Schaffhausen zum Kochen. (Bild: Phillip Schmanau, Bericht: Hermann-Luc Hardmeier)

„Rock around the Clock“, hiess das Motto am Samstagabend in der Kammgarn. Der bekannte Song von Bill Haley and his Comets aus den 50er-Jahren war zwar ebenso wenig zu hören wie „Let’s Twist again“ von Chubby Checker oder „Blue Suede Shoes“ vom King of Rock’n’Roll. Dafür hatte man aber optisch das Gefühl, Elvis himself stehe auf der Bühne. Nicht einmal, sondern gleich dreimal. The Baseballs aus Berlin mit den Sängern Sam, Digger und Basti sind Sixties- und Rockabilly-Fans der ersten Stunde und haben seit 10 Jahren Erfolg mit einem einfachen aber perfektem Konzept: Sie schnappen sich bekannte Hits aus der Hitparade und verändern sie zu Rock’n’Roll-Versionen. Beim Singen imitieren sie so gekonnt die tiefe und sexy Stimme von Elvis, dass man meint, man sei mit einer Zeitmaschine in die Zeit von Lollypops und Petticoats zurückgereist. Mit diesem einfachen Rezept sind die Baseballs mehr als „nur“ eine Coverband. Sie haben die Kunst perfektioniert, ihre Songs mit dem Baseball-Twist zu versehen. Jedes Lied von ihnen ist ein Hit und sorgte am Samstagabend für unglaubliche Tanzstimmung. Ihren Durchbruch schafften sie 2009 mit „Umbrella“. Diesen ultimativen Partykracher sparten sich die drei natürlich für den Schluss ihres Konzertes auf, um die Menge noch einmal so richtig aufzuheizen.

 Jagd auf die 90er

„Hit me Baby..“ – drei Worte genügen, damit jeder, aber auch wirklich jeder an Britney Spears denkt. Der Songtitel ziert momentan die Tourplakate der Baseballs. Nachdem sie sich lange Zeit die angesagten Songs der Hitparade vorknöpften, haben sie sich für die aktuelle CD die 90er-Jahre geschnappt. „Derzeit schiessen 90er-Jahre-Partys wie Pilze aus dem Boden“, erklärte dazu Basti im Interview vor dem Konzert. „Wir wollten auf dieser Welle mitreiten und die Energie jener Zeit mit dem Rock’n’Roll kombinieren.“ Kein Wunder also, dass die Baseballs ihr Konzert mit „Daylight in your Eyes“ eröffneten. Ein Song von 2001, der in der Version von den Baseballs aber klang, als wäre er direkt der Rock’n’Roll-Gitarre von Chuck Berry oder dem brennenden Klavier von Jerry Lee Lewis entsprungen.

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Bild: Die Baseballs kurz vor ihrem Auftritt in Schaffhausen. (Foto: Phillip Schmanau. Bericht: Hermann-Luc Hardmeier)

Spiel mit dem Publikum

„Schaffhausen, wir wollen jetzt zusammen singen“, erklärte Frontmann Sam den 800 Besuchern in der ausverkauften Kammgarn. Doch nicht nur die Stimmbänder des Publikums kamen an diesem Abend auf ihre Kosten. Auf Kommando der Band wurde im Rhythmus geklatscht, gejubelt, der Refrain mitgesungen und der Loco-Motion-Tanz von Little Eva aus den 60er-Jahren eingeübt. Eine Besucherin durfte sogar auf die Bühne und sich ein Lied wünschen. Die Dame bat um den Robbie-Williams-Hit „Angel“ und wurde sogleich von den drei Charmeuren umtanzt und besungen. Verfolgen durfte sie das VIP-Konzert auf einem Barhocker mitten auf der Bühne. Das Spiel mit dem Publikum liegt den Baseballs ausserordentlich. Wir erinnern uns, als sie beim Auftritt letzten Sommer am „Stars in Town“ sogar einen Gast auf der Bühne hatten, der seiner Geliebten einen Heiratsantrag machte. Ein solches Highlight ist natürlich schwer zu toppen. Dafür gab es am Samstagabend noch ein wenig Klamauk am Schluss: Mit dem Publikum zusammen sangen die Baseballs den „Mana-Mana“-Song aus der Sesamstrasse. Die Band war glücklich und Digger bemerkte euphorisch: „Wir sind heiss wie Frittenfett!“

 Hit auf Hit

Das Konzert war nicht einfach nur gut, es war Weltklasse. Ein Hit jagte den nächsten. „Hit me Baby“ von Britney Spears, „Hot N Cold“ von Katy Perry, „Everybody“ von den Backstreetboys und, und, und. Es wurde begeistert gesungen und getanzt, bis der Schweiss von der Decke tropfte. Keine Frage: Elvis lebt – und zwar dreifach.

Ein Konzertbericht von Hermann-Luc Hardmeier. Erschienen in der Zeitung „Schaffhauser Nachrichten“ am 10. April 2017.