Die Band «El Flecha Negra» brachte am Freitagabend das Publikum im Club „TapTab“ in Schaffhausen zum Ausflippen. Eine Konzertkritik von Hermann-Luc Hardmeier.
Achtung, fertig, los. Ohne Begrüssung, Intro oder langem Firlefanz legte am Freitagabend die Truppe auf der TapTab-Bühne gleich los. Musik stand im Zentrum und die Band „El Flecha Negra“ hielt sich nicht lange mit Worten auf. Dabei hätte es sicherlich viel zu erklären gegeben. Wie kommt eine Latino-Band dazu, ihr erstes Album „Schwarzwald“ zu taufen? Vielleicht wegen ihrem Heimatort im deutschen Freiburg? Warum begrüssten sie nach dem dritten Song die Gäste auf Spanisch, obwohl alle fliessend Deutsch sprechen? Vielleicht um den Zauber des Exotischen nicht zu zerstäuben? Warum schreibt sich die Band „el Flecha“, obwohl es „la Flecha“ heissen müsste? Vielleicht weil der schwarze Pfeil, wie der Bandname übersetzt heisst, nicht nur irgendein Pfeil ist, sonders derjenige von Amor? Mit dem falschen Artikel drücken sie vielleicht aus, dass die Liebe nicht immer geradlinig verläuft? Fragen über Fragen; Antwort gab die Musik. Sie war nicht nur gut, sondern einfach umwerfend. Wie ein Schnellzug ohne Stoppsignal raste die Band durchs TapTab. Nach dem ersten Lied „Visita de Noche“ gab es kein Halten mehr. Sie spielten Cumbia,Swing Ranchera, Reggae und Surf. Die deutsche Band, deren Musiker ursprünglich aus Chile, Peru, Mexiko und Spanien stammen, sorgten von Anfang an im TapTab für Tanzstimmung. Das Schlagzeug zirpte und schnaubte, die Gitarre hüpfte und der Bass stampfte und dröhnte. Wie ein grosser musikalischer Zoo in Ektase. Die Band feuerte den Brennofen mit schnellen Tempowechseln und vielen Variationen an. Plötzlich griff
«Otra, Otra!»
Bandleader Christian Kata zur Trompete, dann wieder zur Gitarre, um dann beides wegzulegen und wieder den Refrain zu singen. Ebenso Perkussionist Tatán González Luis, der bei den Reggaesongs jeweils den Leadgesang übernahm und ansonsten neben den Congas auch die Trompete schwang. Beim Lied „Mama Llema“ waren die Gäste aufgefordert mitzusingen. Als dann die Band die Klänge des Reggaehits „Wait in Vain“ von Bob Marley dazumischten, brannte die Hütte lichterloh. Wild, wilder, Cumbia. Die Gäste feierte mit den Musikern und auch die Band hatte sichtlich grossen Spass. Der Frontmann liess sich während dem Singen sogar zu einem „Spaziergang“ im Publikum mitreissen. Indem die Besucher fleissig auf Spanisch «Zugabe» mit den Rufen „Otra, Otra!“ forderten, erreichten sie ihr Ziel. Es wurden nochmals zwei Songs gespielt. Nach insgesamt 15 Liedern endete der Abend mit dem Titel „Cada Uno Sabe“, frei übersetzt: „Jeder weiss.“ Und tatsächlich, jeder wusste, das war ein wirklich heisser und gelungener Abend.
Von Hermann-Luc Hardmeier. Erschienen in der Zeitung „Schaffhauser Nachrichten“ am Montag, 27. März 2017.