Ein spannender Krimi aus der „Theaterchuchi“

„Sie werden in zwei Wochen sterben!“ Mit dieser niederschmetternden Diagnose verlässt Herr Strotz die Sprechstunde seines Arztes. Der Inhaber einer bedeutenden Pharmafirma befindet sich am Abgrund seines Lebens und weder Geld noch Einfluss kann ihm zu diesem Zeitpunkt helfen. Der Versuch, seinem Sohn die Diagnose mitzuteilen, scheitert kläglich. Das Gespräch endet im Streit, denn der Sohn verprasst das Firmenvermögen lieber für teure Luxusschlitten und Partys, anstatt mit seinem Vater das Unternehmen auf Kurs zu halten. Zudem plant er die Pharmafirma nach China zu verkaufen, damit er noch mehr Bargeld für sein vergnügliches Leben zur Verfügung hat. Die Ausgangslage für den Krimi namens „Matt“ war interessant und fesselte die Zuschauer in die Theatersessel.

Im „Kino Theater Central“ in Neuhausen startete an diesem Abend die Spielsaison der „Theaterchuchi“. Ziel dieser Institution ist es, Jugendlichen das Theaterspielen zu ermöglichen. Sie sollen damit nicht nur eine unbeschwerte Zeit erleben, sondern auch ihr Selbstvertrauen durch das Arbeiten im Team und durch Auftritte vor Publikum stärken. Geleitet wird die „Theaterchuchi“ von Ruedi Widtmann. Er freute sich sehr, dass alles geklappt hat: „Heute Abend spielt die ältere „Theaterklasse“ ihren Krimi. Sie haben das Stück selber geschrieben und entwickelt. Ich habe lediglich einige Leitplanken gesetzt, damit es gut spielbar wird.“ Die fünf Schauspieler hatten den Krimi nicht nur mit Spannung und Humor umgesetzt, sondern auch dramaturgisch einen interessanten Kniff vorgenommen. Die drei goldenen Theaterregeln von Aristoteles von Raum, Zeit und Ort wurden bewusst aufgebrochen. In 22 Szenen bzw. Bildern spielten die Jugendlichen im Büro, im Elternhaus, im Sprechstundenzimmer, in einer Bar und sogar kurz im Publikum. Sie machten Zeitsprünge, setzten stellenweise auf Gleichzeitigkeit und vollführten dynamische Personenwechsel. Das alles gab dem Stück Tempo und Energie. Der Pressesprecher der Firma war zugleich auch Erzähler des Theaters. Zwischendurch wandte er sich ans Publikum, in anderen Szenen spielte er mit einem Mitarbeiter der Firma Schach. Genauso wie auf dem Brett Figur um Figur fiel, so eskalierten die Ereignisse mit Erpressung, einem Selbstmordversuch und einem Autounfall auch im Theaterstück. Das Schachspiel war quasi eine Parabel für die Geschehnisse auf der Bühne. Und wie im Spiel mit Turm, Reiter und Bauer der Gegner irgendwann Schachmatt geht, so wurden auch der Firmenboss und sein flegelhafter Sohn „Matt“ gesetzt. Als kleine Kritik sei gesagt, dass das Ende der Handlung vielleicht ein wenig zu geradlinig verlief. Insgesamt war das Theater mit dem philosophischen Abschluss durch den Erzähler aber sehr stimmig und eine wirklich beeindruckende Leistung der jungen Schauspieltalente.

Von Hermann-Luc Hardmeier. Erschienen in der Zeitung „Schaffhauser Nachrichten“ am 5. September 2017.