Von Hermann-Luc Hardmeier: Eddy Yusof ist ein Ausnahmetalent im Kunstturnen. Arrogant ist er dadurch aber nicht geworden. Ein Augenschein auf seine bisherige Karriere von Hermann-Luc Hardmeier.
Bild: Eddy Yusof beim Schulstart 2010 an unserer Schule. Bericht: Hermann-Luc Hardmeier.
Faul vor dem Fernseher hocken und Simpsons schauen, das war eigentlich nie etwas für Eddy. Er war ein sehr aktives Kind und deshalb schickte ihn seine Mutter mit sechs Jahren ins Probetraining des Turnvereins Bülach. Schnell verliebte sich kleine und wendige Sportler in die Disziplinen „Barren“, „Reck“, „Ringe“ und das „Pauschepferd“. Er hatte Talent und turnte mit Leichtigkeit von Erfolg zu Erfolg. An der Jugend Europameisterschaft 2010 und 2012 regnete es förmlich Medaillen für den mittlerweile 18-jährigen Bülacher. Silber am Reck, Bronze im Team, im Mehrkampf, am Pauschenpferd und an den Ringen hiess es 2012. „Nach so vielen Medaillen hat sich Eddy grosszügig entschieden, in seiner Paradedisziplin „Barren“ das Edelmetall einem anderen zu überlassen“, scherzte Rektor Tobias Rohner anlässlich der Siegerehrung von Eddy an seiner Schule. Vor der versammelten Schülerschaft zeigte Eddy nicht etwa Siegerposen oder liess sich feiern. Er schaute eher ein wenig peinlich berührt zu Boden. „So viele Auszeichnungen waren unerwartet“ und „Ich habe am Pferd sicher von den Fehlern der anderen profitiert“, sagt Eddy nach der Siegerehrung im Gespräch. Ganz klar: Dieser Sportler ist nicht eingebildet und erfolgsverwöhnt, sondern er ist durch und durch auf dem Boden geblieben. In erster Linie liebt er seinen Sport. Den Rummel um ihn mag er nicht viel abgewinnen. Der Tages Anzeiger nannte Eddy im Oktober 2012 „Ein Talent, das den Rahmen sprengt“. Doch sieht er sich selber auch so? „Ich denke schon, dass ich mehr Talent habe als andere, weil ich sehr wichtige Voraussetzungen fürs Kunstturnen besitze. Ich kann viel erreichen“, sagt er selbstbewusst. Doch Eddy ist bescheiden und kein Showman. Während andere Schüler seiner Klasse nach einem kleinen Derbysieg im Fussball wie Könige durch die Schulräume stolzieren, kann Eddy damit nicht viel anfangen. „Herumprahlen ist nicht mein Fall“, sagt er. Doch wenn er will, kann Eddy durchaus aufdrehen: „Ich bin ein Wettkampfstyp“, erklärt er. Diese Eigenschaft kann er im richtigen Moment aktivieren und das macht den Unterschied zu seiner Konkurrenz aus. Eddy ist eine Rakete ohne Grössenwahn, genau deshalb stehen ihm alle Türen offen: Ab 2013 ist er im Nationalkader und vielleicht irgendwann einmal an einer WM oder Olympia. Die Rakete kann zum Mond und noch weiter fliegen oder aber Bruchlandung erleiden. Eddy weiss das und meint deshalb ganz relaxt: „Ich weiss nicht, wie es weiter geht. Schulisch und beruflich möchte ich auf jeden Fall abgesichert sein. Vom Kunstturnen kann man nicht annähernd ein Leben lang leben.“ Und genau wegen solchen Aussagen mögen wir Eddy so sehr. Wir wünschen ihm alles Gute für die Zukunft.
Von Hermann-Luc Hardmeier